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Elazar Benyoëtz

Aufgeschlagen und preisgegeben

In Erinnerung an den Chamisso-Preis

Meine Aphorismen sind »schon immer da gewesen«, mein Werk entstand erst nach dem Chamisso-Preis. Mein Werk
nach dem Chamisso-Preis ist ein anderes als das, das ihm vorausging und ihn bewirkte. Mein Werk, das mit dem
Chamisso-Preis gekrönt wurde, habe ich mit dem Preis hinter mir gelassen.
Das erste Buch nach dem Preis war der Grundstein zu einem anderen und ganz neuen Werk. Und wurde der Preis
einer Gattung zuerkannt, so entstand nach dem Preis eine neue Gattung. Mit dieser Gattung habe ich auch einen neuen
Rahmen für den Aphorismus geschaffen. Der Aphoristiker soll nicht nur in Aphorismen sprechen, er soll Bücher, ja,
bündig auch Bände sprechen können. Dem Begriff »Aphorismus« fehlte immer die Sprechweise und das Buch zur Gattung

Ein in sich gekehrtes, in sich gesammeltes Wort, in geballter Rede

Das ist ein Werk, das wirkt und Eindruck macht, aber ohne Leistungsfähigkeit und Ansehen.
Es muß immer kurz sein und es darf davon nicht viel geben.
Es gibt zu jeder Zeit viele Erzähler und Lyriker, aber nur wenige Aphoristiker.
Die meisten Aphorismen werden nebenberuflich geschrieben, sind Bei- und Nebenwerk oder Fallobst.
Aphoristik ist Geistesart, nicht Zungenschlag. Die meisten Verfasser von Aphorismen sind zur Aphoristik nicht berufen.
Die Aphoristiker im Hauptwerk kommen in der Regel nicht aus der Literatur.
Es gibt eine aphoristische Haltung, aber keinen aphoristischen Ehrgeiz.
Man macht seine Sprüche, seine Aphorismen muß man auf- oder niederschreiben.
Man ist mit seinen Aphorismen trefflich oder vortrefflich, selten Zeitgenosse.
Der Aphoristiker findet immer seine Leser, hat nie sein Publikum.
Der Aphoristiker schreibt mit den Ohren für die Augen.
Aphorismen sind Begleiter fürs Leben, aber nicht abendfüllend.
Was nicht zu schaffen macht, gibt nicht zu denken

Man ergeht sich in Reflexionen, macht seine Sprüche, prägt ein Minimum an Maximen und stellt sich in die Tradition. So weit
ist man gekommen, nun muß man sich einreihen lassen


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